Jubiläumstour von Husum über Holland nach Düsseldorf


Radtour 2017 vom 30.07. – 15.08.2017

Nach der letzten Tour 2016 von Husum über Holland nach Düsseldorf wollte ich aufgrund des schlechten Wetters eigentlich nicht mehr fahren. Doch der Kreis muss sich schließen. Im Jahr 2007 war ich zum ersten Mal auf eine große Tour gegangen und hatte Wallgau ausgewählt. Warum ? weil wir 30 Jahre dort Winterurlaub gemacht hatten und ich dieses schöne Dorf mit der einmaligen Landschaft des Werdenfelser Landes mal im Sommer erleben wollte. Damals meinten einige meiner Freunde und meiner Familie: das schaffst du nie. Ich freue mich heute noch, dass ich sie eines besseren belehren konnte. So entschied ich mich Anfang 2017, doch noch mal in die Pedale zu treten um einen wirklichen Abschluss zu finden und meine Tourenserie zu beenden.

Mit einer Jubiläumstour nach 10 Jahren nochmals nach Wallgau.
Auch wenn die Mitarbeiter der „Elterninitiative Kinderkrebsklinik e.V. Düsseldorf“ schon gesagt haben ich sei wie die „Rolling Stones“, jedes Jahr eine Abschlusstour, dass war definitiv die letzte. Ein schöner Abschluss in Wallgau war das persönliche Kennenlernen von Magdalena Neuner auf dem Kurparkfest, die sich spontan zu einem Foto bereit erklärte, als sie erfuhr dass es eine Benefiztour für die Elterninitiative Kinderkrebsklinik e.V.ist.
Hier mein Bericht:

30.07.2017: Etappe 1: Düsseldorf bis Königswinter - Gestartet bei Km-Stand: 20973 - Gefahrene Km: 79
Gesehen vom Rhein habe ich heute nicht so viel. Gestartet um 06:15 ging es zügig los. Um am ersten Tag nicht gleich 88 km fahren zu müssen wie bei meiner ersten Tour 2007, hatte ich auf dem Navi die Kurzstrecke gewählt. Die ging allerdings von Leverkusen an der B8 entlang. Etwas eintönig, aber kürzer als all die Kurven vom Rhein zu fahren. Ab Bonn wurde es dann aber richtig schön, aber auch richtig windig. Bis Königswinter war dann etwas zäh, um 13:45 war ich aber dann am telefonisch von unterwegs gebuchten Hotel „Krone“ und konnte noch den Start vom F1 rennen in Budapest sehen. Bei Temperaturen von ca. 27°C war es ziemlich warm und am Abend wirklich stürmisch. Ansonsten gibt es von dem Tag nicht viel zu berichten.

31.07.2017: Etappe 2: Königswinter – Boppard - Gefahrene km: 82 - Gesamt gefahrene km: 161

Um 06:00 ging der Wecker, um 07:00 gab es Frühstück und um 07:45 saß ich auf dem Rad Richtung Boppard. Hätte ich gewusst wie schmerzhaft der Tag werden würde, wäre ich wahrscheinlich im Bett geblieben. Bis zur Fähre in Bad Honnef sind es nur 5 km und das ging ratz fatz. Dann immer weiter am Rhein entlang und nach ca. 20 km fingen ganz plötzlich die Schmerzen an der Achillessehne links an. Nach 55 km war Koblenz erreicht und nichts ging mehr. Jeder Tritt ins Pedal tat höllisch weh. Im Park am Rhein habe ich dann die Packtaschen auf der Suche nach der Fußbandage durchsucht (war natürlich in der zweiten), die ich vorsichtshalber eingepackt hatte. Man weiß ja nie. Mit der ordentlich stramm gewickelten Bandage ging es dann einigermaßen weiter.

Die Strecke ist bis 6,8 km vor Boppard sehr schön zu fahren. Direkt unten am Rhein entlang kann man die große Auswahl an Burgen bewundern. Die letzten 6,8 km bis Boppard geht es dann an der B9 entlang, nicht sehr schön aber es geht nicht anders. In diesem Bereich ging es dann aber richtig los. Die Schmerzen wurden heftiger und jeder Tritt tat weh, Mit einem normalen Fahrrad hätte ich wahrscheinlich aufgehört, mit dem e-bike habe ich mich mit mehr Kraft von rechts in Schwung gehalten. Ich war sehr froh als ich Boppard erreichte und das telefonisch von unterwegs gebuchte Zimmer beziehen konnte. Mein erster Gang nach der Dusche führte mich dann direkt in eine Apotheke für ein Schmerzmittel. Ich hatte vor, den Fuß über Nacht in einen Salbenverband zu stecken und mal sehen wie es morgen aussieht. Nach Mainz ist die Entfernung nicht so groß (ca. 77 km), vielleicht geht es. Wenn es so wie heute ist, weiß ich nicht was ich mache. Aufgeben wäre allerdings nicht so mein Ding. Auch wenn eine gewisse Schmerzverwaltung zu einer solchen Radtour gehört, wenn es zu heftig wird macht es auch keinen Spaß mehr.

01.08.2017: Etappe 3: Boppard – Mainz- Gefahrene km: 35 - Gesamt gefahrene km : 196
Später am Abend hatte ich eine Idee und setzte das heute morgen gleich in die Tat um. Über Nacht hatte es heftige Gewitter gegeben, direkt über Boppard und bei einem Donner wäre ich fast aus dem Bett gefallen. Um 06:00 ging wieder der Wecker, um 07:15 hatte ich gepackt und fuhr zu einer Bäckerei zum Frühstück. Um 08:30 setzte ich meine Idee um und fuhr zum Rheinufer zum Schalter der KD für eine Schifffahrt nach Rüdesheim. Auch in Anbetracht, dass es wieder regnete fand ich die Idee Klasse. So ging es um 09:00 los. Zum Glück hatte das Schiff auf dem Deck ein Dach, so dass ich wenigstens im Freien sitzen konnte. Burgen über Burgen glitten vorbei. Die Strecke auf diesem Teil des Rheins ist einfach schön. Schade, bei Sonnenschein hätte das aber alles noch besser ausgesehen. Dann wäre ich aber auch (möglicherweise) nicht gefahren.

Um 13:15 war ich in Rüdesheim und es lagen nur noch 35 km bis Mainz vor mir. Es lief super. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen, ich trat aber auch nicht so heftig rein. Das Wetter hatte sich beruhigt und manchmal kam die Sonne raus. Über Nacht musste es aber heftig gestürmt haben, denn der Radweg war in einigen Bereichen voll mit abgerissenen Ästen. Vor Eltville war der Weg gesperrt, man konnte die Arbeiter beim zersägen der umgestürzten Bäume sehen. Das hat mich sehr an den Sturm „ELA“ vor ein paar Jahren bei uns erinnert. Um 16:00 hatte ich dann Mainz erreicht. Im Hotel „Schwan“, direkt am Dom, hatte ich telef. ein Zimmer bekommen. Alle Zimmer waren nach Wein benannt. Ich hatte das Zimmer „Spätlese“. Irgendwie passte das ! Die Türe war aber nur 1,65 m hoch, so dass ich mir direkt die Rübe anstieß. Auf der späteren Stadttour nahm ich spontan den „Road Train Tschu Tschu“ für eine Stadtrundfahrt. Gute Informationen über die Stadt einschließlich der Info, dass die genaueste Sanduhr der Welt vor einer Kirche in Mainz steht.

Am Hotel zurück gab es endlich was zu essen. Gekochtes Rindfleisch mit grüner Soße und Bratkartoffeln. Bei der Frage der Kellnerin : wie fanden sie unser Fleisch ? konnte ich nur noch antworten: unter der Soße !!!!. Es war trotzdem lecker.

02.08.2017: Etappe 4: Mainz – Worms- Gefahrene km: 55 - Gesamt gefahrene km: 251
Abends auf der Terrasse des Hotels in Mainz, mit Blick auf den Dom habe ich noch ein Ehepaar aus Verl kennen gelernt. Sie waren geschäftlich in Sachen Wasseraufbereitungsanlagen unterwegs. Es war ein Gespräch über Gott und die Welt und letztlich auch über Babcock, wofür der Vater des Mannes bereits gearbeitet hatte. Normalerweise ist um 21:00 Schicht, gestern haben wir uns aber verquatscht, so dass wir um 22:00 noch die Beleuchtung des Doms zu Mainz bewundern konnten. Es sind noch schöne Aufnahmen geworden. Heute ging der Wecker erst um 07:00 da es erst um 08:00 Frühstück gab. Die Etappe heute nach Worms waren aber auch nur 54 km. Der Rhein-Radweg ist bis kurz vor Nierstein und später nochmals gesperrt wegen Bauarbeiten und so mußte ich viele Umleitungen fahren. Plötzlich hängte sich mein Navi auf und ich stand mitten in einem Neubaugebiet. Ein freundlicher älterer Autofahrer lotste dann mich und einen Italiener, der ebenfalls ratlos war, wieder auf den richtigen Weg durch das Weinanbaugebiet in die wirklich schlecht beschilderte Umleitung.

Meine Achillessehne hatte sich leider auch ziemlich brutal zurück gemeldet, so dass mal ein Aspirin angesagt war. Sie half leider auch nichts. Im Gegenteil, die Schmerzen bereiteten sich in den ganzen Fuß und in die Wade aus. Ich war richtig happy als ich endlich Worms erreichte. Das telefonisch gebuchte Hotel „Hüttl“ machte aber erst um 15:00 auf so das Zeit für einen Kaffee war. Die angerufene Service-Hotline von Teasi für das Navi gab mir dann einen Tipp, wie ich das nicht mehr Bedienbare Navi wieder ans laufen bekomme. Es hat super funktioniert und das Teil ging wieder. Halleluja !!!

03.08.2017: Etappe 5: Worms – Hirschhorn - Gefahrene km: 56 - Gesamt gefahrene km: 307
Morgens um 05:00 fing es heftig an zu regnen. In dem Wetter wollte ich auch nicht fahren zumal mir meine Achillessehne große Sorgen machte. Ich hatte schon überlegt was der Grund für die Entzündung sein könnte. Überlastung kam eigentlich nicht in Frage weil die Tour bis jetzt ziemlich einfach vor der Streckenführung war. Einen Verdacht hatte ich aber schon. Meine Frau hatte auf die Schuhe getippt. Meine alten Radler Schuhe waren nach der letzten Tour verschlissen und ich hatte sie entsorgt, dies aber vergessen. So war auf die heutige Tour mit leichten Slippern aus Leinen gegangen die kein richtiges Fußbett hatten. Da es nach wie vor nieselte, disponierte ich um und fuhr mit dem Zug nach Mannheim. Hier war ich um 10:00 der erste Kunde in einem großen Sportgeschäft. Das Fahrrad mit Gepäck konnte ich mit reinnehmen und hatte somit keinen Stress. Das erste Paar anprobiert, passte, bezahlt und schon war ich wieder raus. Es war der Hammer !!!! Plötzlich kaum noch Schmerzen, es hat wieder richtig Spaß gemacht. Der Fuß hatte Halt und um 13:00 war ich bereits in Heidelberg und nach einem Kaffee ging es gleich weiter. Die Ursache für die Probleme waren gefunden und ich hätte fast aufgegeben. Was für ein Tag !!

Um 16:00 erreichte ich nach genau 54 km Hirschhorn am Neckar. Die Route am Neckar entlang ist sehr schön zu fahren. Im Hotel Krone fand ich ein gutes Zimmer und gleich nach der Dusche ging es los auf Foto-Entdeckertour. Ich hatte im Vorfeld gedacht, Hirschhorn sei ein totes Kaff am Neckar. Weit gefehlt, richtig schön mit alten Gassen und Fachwerkhäusern, einem alten Schloss am Berg in dem jetzt ein Hotel und Restaurant ist. Unterwegs hatte ich an einer Fähre über den Neckar 2 junge Engländer kennen gelernt. Sie waren auf einer Tour von London nach Istanbul! Einer war schon schwer gestürzt und hatte sich heftig die Rippen geprellt und verschrammt. Trotz dem waren sie gut drauf und in Heidelberg traf ich sie wieder. Sie begrüßten mich als wären wir alte Freunde.

Nach dem Abendessen vertrat ich mir noch etwas die Beine und nahm anschließend noch ein Bier am Hotel. Das Hotel liegt in einer schmalen Gasse und plötzlich ging irgendwo ein Rauchgasmelder los und hörte nicht mehr auf. Viele Anwohner kamen aus den Häusern und versuchten das Signal zu lokalisieren. Nach ca. 15 Minuten hat dann doch mal einer die Feuerwehr gerufen und die kamen gleich mit einem Zug und Rettungswagen. Wenn die Feuerwehr in solch engen Gassen anrückt und das mit Signalhorn, ist das ein höllischer Lärm. Sie haben dann durch ausschwärmen aller vorhandener Leute nach 5 Minuten festgestellt wo das Signal herkam. Es war falscher Alarm und niemand zu hause. Dann war Ruhe und ich konnte ins Bett.

04.08.2017: Etappe 6: Hirschhorn – Bad Wimpfen - Gefahrene km: 61-Gesamt gefahrene km: 368
Um 7:00 gab es Frühstück, um 07:45 war ich auf dem Rad. Die Fahrt am Neckar entlang ist sehr schön. Ich wusste nicht dass es am Neckar so viele Burgen und Schlösser gibt. Über Eberbach und Neckarsteinach ging es nach Gundelheim. Von dort nach Bad Wimpfen auf dem Neckarradweg. In Neckarsteinach machte ich eine Pause und sah in einer Bäckerei bei uns genannte „Liebesknochen“. So bestellte ich bei der Verkäuferin einen Liebesknochen. Das Gesicht werde ich nicht mehr vergessen. Mit erstaunten Augen fragte sie mich: was wollen sie bitte? Ich wiederholte meine Bestellung und zeigte darauf: Das sind „Deckerl“ belehrte sie mich. Mit Liebe haben die nichts zu tun! Herrlich !!  Kurz vor Bad Wimpfen schickte mich das Navi einen Berg mit Serpentinen hoch, die mich zum schieben zwangen. Als ich am Hotel „grüner Baum“ ankam, lief mir das Wasser aus der Hose, trotz Sonnenschein. Duschen und 15 Minuten Ruhe, dann ging es in die Stadt. Ich möchte hier nicht leben. Sehr schön aber nur Kopfsteinpflaster und rauf und runter. Sehr anstrengend !! Nach einer Pause im Hotel ging es auf die Suche nach einem passenden Restaurant für das Abendessen. Ein Bistro Besitzer bekam ich den Tipp zum Bahnhof zu gehen. Junge Leute haben dort in dem nicht mehr genutzten alten Bahnhofsgebäude eine Lounge „Bollwerk“ gemacht. Der Tipp war großartig !

Außer der coolen Location bietet der Laden „Tex Mex“ Food an. Einfach Spitze ! Nach einem halben Kilo Garnelen, schön scharf in einer Gusspfanne ging es mir bedeutend besser. Man sitzt am Bahnsteig, ab und zu kommt ein Zug und hält, im Hintergrund mexikanische oder Rock & Blues Musik, echt klasse. Heute hatte ich übrigens mehr Problem mit meinem Popo als mit der Achillessehne. Der geht es wirklich besser. Das mit dem Popo gehört aber auch zu dem erwähnten Schmerzmanagement auf einer solchen Tour. Zum Abschluss gab es dann noch einen Trollinger vom Heilbronner Stiftsberg, dann war auch dieser Tag zu Ende und ich ging schlafen.

05.08.2017: Etappe 7: Bad Wimpfen – Künzelsau - Gefahrene km: 56 - Gesamt gefahrene km: 424
Als ich um 07:00 das miserable Hotel grüner Baum verließ, war ich heilfroh. Wie man solch ein Zimmer für 48;00 € vermieten kann, ist mir ein Rätsel. Es waren auch nur 2 Gäste da. Egal, es ging los bei Sonnenschein und ich fuhr auf direktem Weg zum Neckar runter. Über die Brücke und dann Richtung Bad Friedrichshall zum Kocher. Die Strecke ist sehr schön zu fahren, vor allem später durch das Kochertal. Es lief prima, kein Wind, keine größeren Hügel aber sehr warm. Unterwegs musste ich mal anhalten um meine Arme mit Sonnencrem einzureiben. Ich hatte mir schon die Oberarme verbrannt. In Burg kam ich an einer Bäckerei vorbei und der Kaffee war richtig gut. Dann kam „Forchtenberg“. Wie vor 10 Jahren imposant am Berg und wird wahrscheinlich weitere 100 Jahre dort stehen.

Bei einem Anruf im Hotel bekam ich zum ersten Mal kein Zimmer. Man verwies mich an den Gasthof Engel. Dort klappte es dann. Als ich im Internet das Hotel prüfte, bekam ich einen Schreck. Ziemlich heruntergekommen. Die Überraschung als ich eintraf: im Hinterhof ein modernes Gästehaus mit sehr schönen Zimmern. Ich bekam das schönste Zimmer bisher auf dieser Tour. Als ich nach der Dusche los wollte hatte es angefangen zu regnen. Ich kam mir vor wie vor 10 Jahren, als ich im strömenden Regen in einen Bus gestiegen war. Damals fand ich abends einen Zettel in meinem Gepäck für diesen Tag, den meine Freunde geschrieben hatten. Auf dem stand: „Steige nicht in den Zug, wir sehen alles“ ich muss heute noch lachen.

06.08.2017: Etappe 8: Künzelsau – Gaildorf - Gefahrene km: 54- Gesamt gefahrene km: 478
Nach km gerechnet habe ich wohl schon die Hälfte der Tour hinter mir. Heute war es richtig anstrengend. Um 08:00 ging es los und bis Schwäbisch Hall war es einmalig schön. Es lief gut und die Landschaft abseits der Bundesstraßen ist wirklich schön. Vor allem am frühen Morgen wenn noch alles feucht ist und die Nebelschwaden zwischen den Hügeln hängen. Um 11:00 war ich bereits in Schwäbisch Hall. Hier war ich vor 10 Jahren nicht, weil ich eine etwas andere Route hatte. Es hat sich aber gelohnt. Sehr schön aber auch sehr hügelig. Für Fotomotive ist mehr als genug vorhanden.

Ich weiß ja nicht ob die Kirche gut besucht wird. Wenn ja müssen die Besucher sehr fit sein weil zum Eingang 52 Stufen führen. Abends sind die Stufen eine Theaterbühne. Ich kann mir vorstellen, dass das sehr interessant ist weil es im hellen schon toll aussieht. Hinter Schwäbisch Hall auf dem Weg nach Gaildorf wurde es zum ersten Mal richtig hügelig und anstrengend. Ich hatte in SH noch gedacht, weil es so gut läuft fahre ich vielleicht weiter bis Sulzbach-Laufen. Den Zahn hat man mir sehr schnell gezogen. In Gaildorf angekommen war ich so platt, dass an ein weiterfahren nicht zu denken war. Ich war froh im Bräuhaus noch ein Zimmer zu bekommen. Nach der Dusche landete ich dann in einer Strandbar am Kocher für ein Radler und zum relaxen. Anschließend ein Bummel durch Gaildorf aber der hatte sich auch schnell erledigt. Zu klein für größere Exkursionen. Gelandet bin ich dann beim Griechen für einen leckeren Fischteller. Dann waren die Beine so schwer und der Tag war gelaufen.

07.08.2017: Etappe 9: Gaildorf – Heidenheim - Gefahrene km 72 - Gesamt gefahrene km: 550
Noch 5 Etappen. Es wird weniger und das ist gut so. Heute bin ich wieder richtig platt. Bis Aalen lief es wieder ganz gut, die letzten 23 km hatten es dann aber wieder in sich. Rauf, runter, rauf, runter. Ca. 700 Höhenmeter waren zu bewältigen. Es ging aber zum Glück ohne schieben. An Oberkochen und Königsbronn vorbei (hier war wieder alles platt) erreichte ich dann um 16:00 Heidenheim. Hier war ich um 19:00 mit 2 ehemaligen Mitarbeitern bei Babcock verabredet. Wir hatten uns 10 Jahre nicht gesehen und es war ein schöner Abend.

08.08.2017: Etappe 10: Heidenheim – Ulm - Gehahrene km: 58 - Gesamt gefahrene km: 608
Um dem brutalen Berg im Eselsburgtal aus dem Weg zu gehen, bog ich vorher ab nach Herbrechtingen und dann weiter nach Gingen an der Brenz. Es ging zwar auch bergauf und war anstrengend aber ich konnte fahren. In Gingen war es dann geschafft und ich bewegte mich auf der schwäbischen Alb. Als ich nach Hermatingen Sontheim an der Brenz reichte, habe ich wohl wieder ein Schild übersehen und landete auf einer Landstraße Richtung Niederstotzingen ohne Radweg. Ich gab also Gas um schnell wieder von der Straße zu kommen. Es war zu spät. Als ich ein Fahrzeug hinter mir bemerkte das nicht überholte warf ich einen Blick nach hinten und sah ein blau/silbernes Fahrzeug. Die Polizei dein Freund und Helfer. Sie wiesen mich sehr freundlich darauf hin, dass es an der Bahnliniie einen Radweg gibt der auch ausgeschildert ist: Als ich ihnen erklärt hatte das ich mich verfahren hatte, meinte der Beifahrer, hinter der nächsten Baumgruppe könnte ich links auf einen Weg abbiegen, der zum Radweg führt. Bis dort begleiteten sie mich und wir hatten einen ordentlichen Tross an Autos hinter uns. Müssen die geflucht haben, denn der Streifenwagen hatte die Warnblinker eingeschaltet so dass keiner überholte. Als wir die Baumgruppe erreicht hatten wünschten sie mir eine gute Fahrt und weg waren sie. So geht es also auch !!

Schließlich erreichte ich Langenau. Mittlerweile war es richtig warm geworden bei der Weiterfahrt durch die Felder. Dann kam ich an die Donau und bog rechts ab nach Ulm. Bei Sonnenschein angekommen fielen nach der Dusche die ersten Tropfen. Mit einer Stadtbesichtigung war nicht mehr viel und so habe ich es mir in dem Brauhaus „Barfüßler“ bequem gemacht und einen richtig guten Schweinebraten mit Knödel in Schwarzbiersoße gegessen. Der war sowas von lecker, ich hätte noch einen bestellen können. Dann im Regen zurück, noch ein Glas Wein getrunken und ab ins Bett. Der Himmel war schwarz, am Horizont kam aber die Sonne raus und tauchte die Türme des Münsters in ein tolles Licht. Schöne Bilder.

09.08.2017: Etappe 11: Ulm – Memmingen - Gefahrene km: 55- Gesamt gefahrene km: 663
Um 5:00 regnete es und ich befürchtete schlimmes. Um 6:00 hörte es auf und die Wolken rissen auf. Ergebnis war eine tolle Fahrt nach Memmingen. Etwas kühl zu Anfang, später kam aber die Sonne raus und ich konnte die Jacke ausziehen. Völlig problemlos ging es über Senden nach Vöhringen, an Kirchberg an der Iller vorbei nach Memmingen. Nach 55 km kam ich bereits um 13:30 an. Hotel Weber am Bach wie immer telefonisch von unterwegs gebucht ist sehr schön und liegt mitten in der Stadt. Beim Rundgang war ich dann in der ehemaligen Kreuzherrenkirche. Rechts unten ist ein Cafe, links geht es in den sogenannten Saal. Als ich in den Saal kam war ich echt überrascht. So schöne Stuckarbeiten habe ich noch nie gesehen und dort auch nicht erwartet. Wunderschön ! Girlanden, Muscheln und Akanthus im Kirchenraum des ehemaligen Heilig-Geist-Ordens. Die Fresken im Saal wurden gemalt von Johann Friedrich Sichelbein (1648 – 1719). Zwei nette Damen erklärten mir, dass in jedem Bild der heilige Geist mit dargestellt ist. Ich bekam sogar die Erlaubnis auf die Empore zu gehen um zu fotografieren. Toll !

10.08.2017: Etappe 12: Memmingen – Marktoberdorf - Gefahrene km: 54- Gesamt gefahrene km: 717
Heute war es mal wieder richtig hart. Ich saß bereits um 07:00 im Sattel und mein erstes Ziel war „Ottobeuren“. Vor 10 Jahren war ich daran vorbei gefahren. Diesmal wollte ich mir die Basilica mal anschauen. Um 08:30 stand ich davor und war beeindruckt. Sie steht auf einem Hügel weshalb sie auch von weitem gut zu sehen ist. Im Inneren richtig mächtiger bayrischer Prunk mit Engelchen und Putten, was so dazu gehört. Nach einer Leberkas-Semmel ging es weiter und richtig in den Allgäu rein. Da ich nicht nur Landstraße fahren wollte vertraute ich meinem Navi und das schickte mich richtig in die Berge. Man kann auf dem Navi im unteren Bereich das Streckenprofil sehen und ich habe mich richtig erschrocken wie das hochgeht. Trotz e-bike war es sehr hart. Wo es hoch geht, geht es auch wieder runter (alte Radfahrerweisheit). Daran klammerte ich mich als ich den ersten Berg im Schleichgang hochkroch.

Das nächste Ziel war „Obergünzburg“, was ich um 11:00 erreichte. Hier fand ich ein Fahrradgeschäft und eine Pumpe um mal wieder Luft nachzufüllen. Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen und die Sicht wurde immer schlechter. Dann gab ich „Marktoberdorf“ ins Navi ein und bekam bei dem Profil den nächsten Schock. Dann sah ich genauer hin und stellte fest, dass es von den 22 km nur etwa 1/3 waren die sehr steil nach oben gingen. Danach flacht die Kurve ab und es ging ständig nach unten. So war es auch. Richtig hart rauf mit keuchen und mit einem erleichterten Lächeln im Gesicht ging es etwa 12-13 km immer leicht bergab. Trotzdem war ich „Marktoberdorf“ ziemlich platt. Im Gasthaus zum Hirsch fand ich ein gutes Zimmer und eine heiße Dusche denn es hatte nicht nur geregnet, es war auch deutlich kühler geworden.

Von Marktoberdorf hatte ich mir mehr versprochen. Auch auf Nachfrage bei einr Kellnerin, ob es nicht doch noch einen Stadtkern gibt außer dem mickrigen Platz auf dem ich stand, brachte nicht mehr zu Tage. So sah ich mich dann als einziger Gast in einem modernen Brauhaus und bestellte einen kleinen Jausenteller. Der Teller war als klein ausgezeichnet, von dem Ding wären aber 3 Personen satt geworden. Es hörte nicht auf zu nieseln, es wurde heftiger Regen und so rannte ich ins Hotel. Das hatte sich mittlerweile gefüllt da viele Monteure von Fendt dem Traktoren Hersteller zur Schulung im Ort waren. Nach einem Bier war Zeit fürs Bett.

11.08.2017: Etappe 13: - Marktoberdorf – Oberammergau- Gefahrene km: 53 - Gesamt gefahrene km: 770
Es hatte bis 05:00 durchgeregnet und es waren 9°C. Also machte ich mir Gedanken wie das weitergehen soll. Im Regen die Berge hoch zu kraxeln, und die Berge nach „Lechbruck am See“ sind heftig, hatte ich wirklich keinen Bock. Als Alternative bot sich an über „Hopferau“, Hopfen am See“ und „Füssen“ zu fahren. Ich wählte diese Variante in der Hoffnung dass es nicht zu schlimm wird. Also bestieg ich um 08:17 den Zug nach Hopferau. Auch hier war es saukalt mit rund 9°C aber es war trocken. Bis Füssen waren es 12 km und die Strecke führte herrlich in „Hopfen am See“ natürlich am See entlang. Durch Füssen Richtung „Halbllech“ ging es über Schongau weiter. Dann fing es wieder an zu nieseln und das bei 9°C. Mit dem dauernden Nieselregen auf der Brille macht das fahren wirklich keinen Spaß.

Von Trauchgau geht es dann wieder in die Berge. Richtung Wieskirche, die man aber unterhalb am Berg passiert. Weiter durch den Wald und dann war plötzlich die Steinmure da, an der ich vor 10 Jahren mein Rad über ein Brett schieben musste, während ich im Bach stand. Dieses mal war das Wasser flacher, dafür waren 3 Bäche da mit einer größeren Fließgeschwindigkeit. Ein Radler hatte es gerade geschafft. Mit 2 Rädern standen wir noch davor. Es ging nur mit 100 % nassen Füßen aber es ging. Der Regen wurde immer unangenehmer und fraß sich durch die Klamotten. Bei Altenau ging es dann wieder aus dem Wald raus und Richtung Unterammergau. Weitere 6 km weiter erreichte ich Oberammergau. Endlich eine heiße Dusche und großen Hunger. In einem etwas abseits gelegenen Restaurant bestellte ich dann eine Haxe. Kurz gesagt, sie war unterirdisch! Von mehreren Tagen im Ofen wird eine Haxe nicht besser. Die Kellnerin (war wohl auch die Chefin) war sauer über meine ehrliche (von ihr geforderte) Antwort und verwies mich des Lokals. Daraufhin fingen mehrere Gäste an zu mosern und nach dem auch noch der Koch auftauchte, habe ich mir gedacht, Junge du bist in Bayern, mach dich besser vom Acker. Bevor es eskalierte war ich weg.

12.08.2017: Etappe 14: Oberammergau – Wallgau - Gefahrene km: 41 - Gesamt gefahrene km: 811
Nach einem sehr guten Frühstück im Gästehaus Richter ging es ganz entspannt los auf die letzte Etappe bis Wallgau. Ich war wohl zu entspannt denn vor Ettal übersah ich ein Hinweisschild und war plötzlich unterwegs nach Schloß Linderhof. Also wieder 3 km zurück und dann in Ettal in den berüchtigten Ettaler Berg. Halleluja! Es ging richtig runter. Mit 45 kmh rauschte ich die Serpentinen runter ohne überholt zu werden. Bei 40 kmh Begrenzung kein Wunder. Es ging 6 km runter bis „Oberau“. Durch den Fahrtwind war mir aber ganz schön kalt geworden. Das änderte sich wieder auf der Fahrt nach Garmisch Partenkirchen. Ich muss gestehen, dass ich in Garmisch kurz überlegt habe ob ich mir den Berg nach Klais noch antun soll. Dann habe ich mir aber gedacht, ohne den Berg kurz vor dem Ende wäre die Tour nicht komplett. Also trat ich in die Pedale und quälte mich den Berg hoch. Als ich in Klais ankam war ich sehr glücklich den inneren Schweinehund besiegt zu haben.

Über den Barmsee, Cafe Einkehr und den Kramerhof war ich dann schnell in Wallgau am gasthof Isartal. Ich habe sehr glücklich das rad abgepackt in der Gewissheit, 2 Tage ohne Gepäck fahren zu können. Als erstes machte ich Familie Mayr einen Besuch mit denen ich mich gleich für den Abend im Alpenhof verabredet. Es wurde ein sehr gemütlicher und feuchtfröhlicher Abend mit Erinnerungen an all die Feste die wir in Wallgau gefeiert haben.

Wallgau 13.08.2017 - Gefahrene km: 28 - Gesamt gefahrene km: 829
Nach dem um 10:00 die Wolken aufrissen schwang ich mich aufs Rad und führ über die Buckelwiesen nach Mittenwald. Eine traumhafte Landschaftskulisse erwartete mich. Karwendel, Wetterstein und Zugspitze, alles auf einen Blick. Um 15:00 war ich bei Familie Mayr zum Kaffee eingeladen und es war wieder ein Nachmittag mit Erinnerungen. Um 17:00 ging ich dann zum Kurparkfest, auf dem ich mit Michael und Christine Mayr verabredet war. Plötzlich stand Magdalena Neuner am Tisch und Christine erklärte ihr, dass ich gerade mit dem rad aus Düsseldorf eingetroffen bin. Trockener Kommentar von Magdalena Neuner: Ich nehm lieber den Flieger, das ist mir mit dem Auto schon zu weit!

Die Frau ist unheimlich locker und nett. Wir haben uns eine Weile unterhalten und für den guten Zweck hat sie sich sofort bereit erklärt ein Foto zu machen.

Wallgau 14.08.2017
Kein Fahrrad heute sondern Spaziergänge rund um Wallgau bei herrlichem Wetter.

Wallgau 15.08.2017
Die Fahrt nach Mittenwald fand wieder mit Gepäck statt denn es ging nach Hause. Der Zug war pünktlich und um 21:45 war ich wieder zu Hause. Insgesamt bin ich 851 km gefahren und habe wieder einiges erlebt. Hiermit verabschiede ich mich definitiv von den langen Touren, bin aber froh diese letzte Tour als Jubiläumtour gemacht zu haben und nochmals 1000,00 € für die Elterninitiative Kinderkrebsklinike.V. einfahren konnte.

Düsseldorf, 18.08.2017 Wolfgang Horney





zum Seitenanfang